Alt, aber gut? Canon EOS 5d (Queen Mum).

Einige Jahre schon beschäftige ich mich jetzt schon mit digitalen Spiegelreflexkameras. Nach drei verschiedenen Sony liegt mein Augenmerk seit langem auf Nikon, von denen ich einen Großteil selbst besaß. Wenige Abstecher gab es versuchsweise nach Olympus und nochmal nach Sony. Niemals aber hatte ich eine Pentax oder Canon DSLR in der Hand. Außer mal bei oberflächlichem Befummeln der kleineren Modelle in Geschäften. Das lag hauptsächlich daran, nicht wieder einen Systemwechsel riskieren zu wollen. Denn dieser ist mit hohen Kosten verbunden und der Ausgang ist jeweils ungewiß. Schon einige konvertierten von Nikon nach Canon und wieder zurück, oder halt umgekehrt.

Nun hatte ich aber die Gelegenheit, eine halbprofessionelle, wenn auch recht alte, Canon für relativ kleines Geld zu bekommen. Eine Canon EOS 5d, samt originalem Batteriegriff BG-E4, dem Objektiv Canon EF 50mm f/1,8 STM und dem Blitzgerät Canon Speedlite 270EX. Dazu Ladegerät, 4 Akkus (1 Original) und Originalgurt. Zusammen zu meiner Meinung nach günstigen 400,- Euro, denn die Kamera ist nahezu neuwertig und soll unter 10.000 Auslösungen aufweisen. Das konnte nicht nachgewiesen werden und kann man bei der EOS 5d Mark I auch nicht so eben mal auslesen. Der Zustand scheint es aber zu bestätigen und auch Glas, Griff und Blitz sind in neuwertigem Zustand:


Es ist wie erwähnt meine allererste Begegnung mit einer Canon, was den Besitz und Gebrauch betrifft. Form und Haptik der EOS 5d erinnern im ersten Moment ein wenig an die optisch und haptisch geile, aber technisch fatal verkorkste Minolta Dynax 9i. Die ist zwar weit extremer im Design, aber im ersten Augenblick wurde ich (auch von der angenehmen Haptik her) halt an diese erinnert.

Die Kamera ist etwa so breit und flach wie eine analoge Nikon F100 und ungefähr gleich hoch wie meine 610. Vom Gewicht her tut sich nicht sehr viel Unterschied auf.
Die Canon fasst sich sehr gut an, liegt auch sehr gut in der Hand. Nicht mal besser als meine D610, aber anders und etwa gleich gut. Hatte ich so nicht erwartet, denn Bildern nach hatte ich auf noch besseres Feeling in der Hand gehofft. Wenn ich aber von der EOS zur D610 zurückkehre, liegt diese zwar anders, aber auch sehr gut und angenehm in meiner Hand. 
Die Akkus erinnern an die alten EN-EL3 von Nikon und stammen halt aus dieser Zeit.
Als große Unterschiede fallen mehrere Dinge auf. Sie hat keinen internen Blitz, sie hat ein kleines und recht grobes 2,5" Display und sie hat dieses große Rändelrad, statt des Nikontypischen hinteren Daumenrades. Das vordere Rad ist sehr hoch angebracht und ich finde das zunächst einmal unpraktisch. Das ist aber wohl Gewohnheitssache, obwohl es bei Nikon praktischerweise schneller zu erreichen ist. Vor allem aber fehlt mir sofort der On - Schalter unter dem Auslöser. Statt dessen hat sie einen Schalter mittig hinten, ganz unten, fast am Boden. Erschließt sich mir so nicht und finde ich erstmal höchst unpraktisch, denn der Nikon Schalter ist immer sofort per Zeigefinger erreichbar und die Kamera superschnell einsatzbereit (auch die kleinsten Nikon), während man den Canon Schalter nicht mal mit dem Daumen erreicht und die andere Hand bemühen muß. 
Die Kameraösen sind Blechstanzteile, wie bei günstigeren Nikon. Da gefallen mir die massiven Ösen der gehobenen Nikon besser und scheinen vertrauenerweckender. Zudem sind diese drehbar. Der Body soll wie bei der Nikon aus Magnesium sein, wirkt im ersten Moment aber nicht wirklich so.








Das ist aber kein Jammern, sondern beschreibt Aha Effekte und das Bemerken erster und teils krasser Unterschiede. Es sei nochmals angemerkt, daß ich noch niemals vorher eine Canon besaß. Im Gegenteil finde ich die Kamera sogar sehr schön und bemerkenswert ästhetisch.  

Das Display ist wieder so etwas, was man aus älterer Zeit nicht gerade vermisste. Kennt man so ähnlich von der D200. Drei Jahre später kam als direkte Konkurrentin zur 5d Mark II die Nikon D700 heraus und beide hatten ein 3" Display mit über 900.000 Pixeln, statt hier 2,5" und 230.000 Pixeln. Das ist wirklich ein Unterschied wie Tag und Nacht. 
Auch das AF System scheint weit zurück. Der mittlere Sensor trifft zwar sehr genau, bei ausreichend Licht, aber das Ganze ist doch langsamer als angenommen. Das liegt aber höchstwahrscheinlich auch am Objektiv, was ich mangels anderer Gläser zunächst nicht überprüfen kann. Ich warte zur Zeit auf die alten Canon EF 28-105mm f/3,5-5,6 USM II und Canon EF 28-135 f/3,5-5,6 IS USM, welche beide mit eher zügigem AF beschrieben werden. Sicher keine Spitzengläser, aber gute Standardzooms und wohl besser als das zeitgenössische Nikon AF-S 24-120mm f/3,5-5,6G VR. Wahrscheinlich werde ich das stabilisierte 28-135mm IS dann behalten, es sei denn, das kleinere Glas wäre dramatisch besser. Ich hoffe auf ähnlich gute Performance wie ein Nikon AF-S 24-85mm f/3,5-4,5G ED VR. Insgesamt setze ich hier aber auf die Gutmütigkeit großer Pixel / geringer Pixeldichte, wie ich sie schon bei der Nikon D700 mit ähnlicher Auflösung erlebte. Auch an dieser funktionierten alte Gläser optisch gut, die später an der D600/610 von mir eher aussortiert wurden.

Die Kameraoberseite ist recht übersichtlich gestaltet. Links gibt es ein Moduswahlrad, wie bei der D610 und ähnlichen Nikons. Dort einstellbar sind die verschiedenen Aufnahmemodi, wie Programmautomatik (P), Zeitautomatik (AV), Blendenautomatik (TV), Manueller Modus (M), eine Vollautomatik, sowie ein Custom Modus (C) und Bulb (B = offener Verschluß solange man den Auslöser drückt). Rechts das große, übersichtliche und auf Knopfdruck sehr gut illuminierte Schulterdisplay. Darüber verschiedene Taster mit Doppelfunktionen, je nachdem ob man das vordere oder hintere Rändelrad dreht. Auch das wieder etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man Nikon Bedienweisen verinnerlicht hat. 





Charakteristisch für größere Canon ist das große Rändelrad an der Rückseite. Auch hier bin ich aber erstmal eher die Nikon - Bedienung über ein hinteres Daumenrad und Steuerkreuz gewohnt. Das kleine Steuerkreuz über dem Rad der Canon, funktioniert nicht in jedem Bereich.



Die Klappe des Batteriefaches läßt sich leicht entriegeln und kann dann in einer Ausparung am BG-E4 Batteriegriff versenkt werden.




Das Menü hat bloß drei Hauptbereiche und ist damit für eine halbprofessionelle Kamera eher sehr übersichtlich. Die in Schwarz/Weiß gehaltene "Info" Übersicht ist hilfreich. Beide Ansichten sind trotz des relativ kleinen und groben Displays recht gut ablesbar.



Der Vergleich hinkt total, weil die D610 weit moderner und sogar immer noch aktuell im Nikon Programm ist. Da sich die 5d optisch aber quasi nur von der Displaygröße von aktellen 5d unterscheidet, geht ein grober Vergleich in Ordnung.
Wie schon erwähnt ist die 5d fast so breit wie eine analoge Kamera und auch so flach. In der Höhe gibt es eher keinen Unterschied. Die Nikon erscheint neben ihr manchmal zierlich, manchmal knubbelig, je nach Perspektive. Auffällig sind der fehlende Blitz an der Canon und das weit größere Display der Nikon. Die Gummierung der Canon gefällt mir weit besser als an meiner Lieblingskamera D610. Die Sucher unterscheiden sich kaum, sind auch für Brillenträger gut einsehbar, wobei ich die Infos im Nikon Sucher besser erkenne. Die Helligkeit ist etwa gleich.





Das Display der Nikon ist weit größer, viermal so hoch aufgelöst und das Menue weit weit umfangreicher.



Das kleine Blitzgerät spielt in einer Liga mit einem Nikon SB-400, was Leistung, Schwenkbarkeit nach oben und rudimentäre Bedienung betrifft. Indirektes Blitzen geht sehr gut, die Leistung reicht erstmal aus. Ich hatte den schon mal an einer Powershot G9 und kenne ihn gut.





Die Canon fügt sich zwar optisch gut ein in meinen Pool, aber ob es auf Dauer gut geht mit den so verschiedenen Bedienungen? 




Hier noch technisches und geschichtliches zur Kamera:

Traumflieger: EOS 5d 

Fotos kann man mit ihr natürlich auch immer noch machen, wobei mir die JPEG direkt aus der Kamera sogar sehr gut gefallen. Ältere Sensoren rauschen meistens früher oder heftiger als moderne und sind weit niedriger aufgelöst. Zudem fehlt es in aller Regel an Dynamik. Trotzdem sind sie natürlich für viele Bereiche der digitalen Fotografie immer noch geeignet und liefern dort tolle Ergebnisse. 
Das 50mm ist offen etwas weich, aber auf eine sympathische und angenehm weichzeichnende Art. Hier zum Abschluß noch Beispiele. 

Wahrscheinlich melde ich mich nochmal zur Kamera, wenn die zwei erwähnten Standardzooms da sind.







Ciao



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