TAMRON SP AF 28-105mm f/2.8 LD Aspherical IF ( Model 276D)

Oben genanntes Objektiv konnte ich wieder mal recht günstig erwerben. Es ist ein altes analoges Glas, vorgestellt 1997. Es ist aus der SP (Special Performance) Reihe, die bei Tamron Gläser besonderer Güte und Bodies mit besonderer Verarbeitung für den professionellen Einsatz bedeutet.
Es gab eine MF Version dieses Objektives mit AdaptAll II Anschluß, also mit Adaptern für fast alle gängigen analogen Kamerabajonette (176D). Und es gab das eigentlich völlig gleich aussehende AF Modell (276D), welches ich hier zeigen möchte.

 
Das Glas ist mit 880gr recht schwer und vor allem ist es lang und hat an der Front große Glaselemente, die es wirklich mal kopflastig machen. Das zeitgenössische Objektivdesign ähnelt den ersten Superzooms von Tamron und wirkt heute deutlich altbacken und unmodern. Irgendwo las ich von einem Besitzer, daß es das am schlechtesten verarbeitete seiner Objektive sei. Dem kann ich allerdings überhaupt nicht zustimmen. Im Gegenteil vermittelt es eine zwar etwas altmodische, aber doch recht gute Verarbeitungsqualität. Die Gummis sind zudem noch nicht milchig, die Gläser haben keine sichtbaren Staubeinschlüsse, nichts rappelt, hakelt, kratzt oder klappert irgendwie. Selbst der Stangen AF ist bemerkenswert leise.

Das Objektiv weißt ein paar Besonderheiten auf: 

1. Der Mindestabstand beträgt am kurzen und langen Ende jeweils 50cm, zwischen 70 und 85mm aber 44cm. Das ist für damalige Verhältnisse übrigens schon recht beachtlich, berechtigt aber kaum zur Bezeichnung "Macro". Diese trägt es offiziell auch nicht, zeigt aber doch das allgemein übliche Symbol in Form einer Blüte für Macrofunktion, sowie einen Macrobereich, am Anfang der Entfernungsskala.

2. Es hat einen Blendenring der sich auf Blende 22 überaus praktisch automatisch verriegelt und bei Bedarf ganz leicht durch Knopfdruck gelöst wird.

3. Erst in der o. a. Bedienungsanleitung las ich, daß man mit Zurückziehen des Zoomringes diesen so dämpfen kann, daß er nicht von selbst ausfährt (Zoom Creeping). Das Ganze nennt sich "Anti Slip" und funktioniert wunderbar.

4. Die Offenblende beträgt durchgehend damals wie heute für so einen langen Brennweitenbereich starke 2,8. Und es gibt 9 Blendenlamellen, die für ein angenehmes Bokeh sorgen sollen. Beides bieten selbst moderne Gläser nicht immer.

Jetzt möchte ich den "Giganten" aber auch zeigen. Auf den Fotos kommt leider nicht ansatzweise rüber, was für ein Monstrum man sich da anlacht. Es müßte in etwa wie das Nikon 24-70mm sein. Im DSLR Forum laß ich etwas von "Glasklotz". Ich denke man sieht ihm auch die ganz gute Verarbeitung an. Für mich strahlt es eine angenehme Solidität und eine gewisse Seriosität aus:




Vor allem aber mit der doch übergroßen Tulpen - Gegenlichtblende an der 82mm Filterfassung, sieht das Objektiv nochmals wuchtiger aus.


Der Hammer ist, wie es beim zoomen doppelt ausfährt und auch etwa doppelt so lang wird. Das große und schwere Front - Glaselement bekommt einen langen Hebel und macht das Ganze dadurch wirklich sehr kopflastig. Das muß man händeln können.



Den ganzen Tag möchte man das aber nicht wirklich tragen müssen, das sind mit Kamera und (damit auch wirklich nötigem) Batteriegriff knapp zwei Kilogramm.
Das etwa zeitgenössische Sigma AF 28-135mm ist trotz größeren Brennweitenbereiches zwar deutlich kleiner, aber mit 3,8-5,6 auch deutlich lichtschwächer:


Und Gott sei Dank habe ich zur Gewichtsersparnis ja auch mein AF-S Nikkor 24-85mm VR. 
Gegen das Tamron wirkt dieses wie ein kleines Kit Zoom für DX, obwohl es selbst schon ein Stück größer ist als mein AF-S DX 16-85mm VR:



Und eigentlich sind die 72mm Filterdurchmesser des Nikkors schon reichlich, aber die 82mm des Tamron sind nochmals eine andere Hausnummer.


Da fragt man sich natürlich, lohnt sich das Ganze denn auch? Naja, im Großen und Ganzen schon, wenn man unbedingt ein hochoffenes  Standardzoom möchte. Immerhin hat es mit 105mm ja auch das längere Ende der beiden. Die höhere Lichtstärke kompensiert zwar das Nikkor mit dem VR Stabi, aber freistellen kann man damit nicht, wie mit dem Tamron bei Blende 2,8 in jeder Brennweite. 
Offenblendentauglich ist es bedingt. Weiße Gardinen etwa haben dann einen leuchtenden Schimmer und natürlich gibt es leichte violette CA. Aber dunklere Partien sind unproblematisch und werden immerhin noch mittelmäßig aufgelöst. Das bei 2,8 mit Altglas wohlgemerkt. Zwischen 4 und 5,6 wird es schlagartig knackescharf fast bis zum Rand, spätestens ab Blende 8 ist dann wirklich alles gut.

Hier Beispiele mit Blende 2,8, die ich für noch überzeugend halte. Man bedenke wirklich das Alter udn den langen Brennweitenbereich, selbst damit alleine hat mancher Hersteller schon Probleme etwas vernünftiges an den Kunden zu bringen. Ich denke da an das doch bescheiden auflösende AF-S Nikkor 24-120mm 1:3,5-5,6G-IF ED VR.

Bei 28mm und ISO 100:



Der Crop zeigt gute Schärfe:



Soweit ausgeschnitten wie es ohne Pixel geht, sieht man erst die nicht optimale Auflösung bei Offenblende. Aber mir reicht das dicke:



Künstliche schwarze Rose bei 105mm, ISO 100 und Blende 2,8:




Unter gleichen Voraussetzungen, mein Mittagessen im Backofen.




Ich denke mal, da gibt es wenig Ansatz zum Meckern. Alle Fotos übrigens JPEG direkt und unbearbeitet aus der D610, Nicht mal verkleinert, bloß die Crops ausgeschnitten.
Noch zwei weitere Beispiele für Blende 3,2 und 2,8 bei 105mm (letzteres bei ISO 2200 in ISO Automatik):




Die Verzeichnungen sind meiner Meinung nach eher gering, da kann man nichts wirklich kritisieren. Flare oder Ghost werde ich hoffentlich nicht erfahren, CA sprach ich an und sieht man am Crop vom Rosenfoto.
Die Vignettierung ist offen gering, leicht abgeblendet ganz weg. Hier bei 28 und 105mm, jeweils offen:




Das ist leicht korrigierbar, wenn es stört.

Hier sieht man noch den interessanten Anti-Slip, oben normal und unten dann ausgezogen, um den Zoom zu dämpfen. Zoom Creeping wird mit der Kamera am Gurt so zwar nicht ganz verhindert, aber doch erheblich verzögert. Und am Stativ bleibt der Zoom damit dort wo er ist, egal in welcher Stellung:





Die Farben fand ich jetzt sehr neutral, die Kontraste durchaus ausreichend und diese können natürlich mit Leichtigkeit bearbeitet werden. Ich denke, für einen guten Preis bekommt man ein recht interessantes und fast einzigartiges FX Glas, das teilweise auch heute noch überzeugen kann. Wohin man es mitnimmt sollte man sich aber überlegen, es ist wirklich verdammt groß und schwer. Und immer daran denken, es braucht einen AF Motor in der Kamera, das es Stangenantrieb hat.

Ciao


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