Daumenpad D90.

Die Daumenpads verschiedener DSLR sind die mit am stärksten beanspruchten Gummiteile der "Belederung" einer DSLR und ähnlicher Kameras. An dieser Stelle wird punktuell mit teils erheblichem Druck belastet. Je schwerer die Kamera und je länger/schwerer die Objektive, desto größer der Druck. Während man vorne alle drei oder vier Finger um den Griff krallen kann, muß der Daumen am Pad seine Arbeit ganz alleine verrichten und alles konzetriert sich um den erweiterten Bereich um die Daumenspitze. Daher spielt auch die Form und damit die Ergonomie des Griffes eine sehr große Rolle. 
Entlastung schaffen teils Batteriegriffe, die eine DSLR sehr anders in der Hand liegen lassen und daher auch den Daumen spürbar entlasten können. Trotzdem ist beim Daumenpad die Belastung scheints am größten, denn bevorzugt dort löst sich die Belederung gerne, frühzeitig und zuallererst. Meistens im oberen Drittel.
Nicht nur die Anzahl der Kameraverwendungen, sondern auch das Alter spielt dabei eine Rolle (aber nicht immer). Das Material weitet sich mit der Zeit und wölbt sich dann, auch weil es gegen die Kanten der Ausformung stößt, in die der Daumenpad sitzt. Nachkleben mit Pattex, Sekundenkleber oder ähnlichem hilft nicht immer und sieht oft unschön aus, denn das Material ist nunmal geweitet (wenn sich das Gummi nicht aus anderen Gründen löste). 
Von der D200 und D80 hört man es jedenfalls oft und auch die D90 ist ein Kandidat für einen Wechsel dieses Gummis. Damit ist man noch gut bedient, denn z. B. bei meiner Sony Alpha a100 löste sich damals die komplette rechte Belederung samt Handgriff ab und das Ersatzteil war recht teuer, ich weiß aber jetzt wirklich nicht mehr was das kosten sollte. Das Originalteil für die D80 kostete mich beim ersten mal dagegen bloß um die 10,- Euro, wenn ich mich recht erinnere.

Nun gibt es mehrere Möglichkeiten dem Abhilfe zu schaffen:

1. Man sendet die Kamera zu Nikon und läßt es reparieren. Sicherlich die teuerste Lösung, aber man hat wenigstens Werkstattgarantie und das gute Gefühl sie in berufenen Händen gehabt zu haben.

2. Wer rechnet, erwirbt das Nikon Originalteil und läßt es von kundiger Hand, etwa einem Forumsmitglied aus einem Fotografie- oder Kameraforum, für lau oder einen Unkostenbeitrag richten. 

3. Wer noch mehr rechnet, der kauft im Internet ein etwa halb so teures aber nachgefertigtes Daumenpad und läßt dies von jemandem aufkleben. 

4. Wer ganz ausgefuchst ist, der macht das auch noch selbst und hat dann Gesamtkosten von gerade einmal 4,83 Euro zu berappen. 

Klingt gut nicht? Und was ist schon dabei ein Gummi dieser geringen Größe zu wechseln?

Dachte ich auch und habe ich schließlich schon zweimal bei verschiedenen D80 und einmal bei einer D50 gemacht. Also auf in die Bucht (Ebay). Fündig wird man bei Ebay recht schnell wenn man international sucht und "Nikon D90 Rubber" eingibt. Bloß auf der deutschen Seite und unter "Daumengummi" zu suchen schränkt zu sehr ein, läßt die ausländischen Anbieter außen vor und liefert teurere Ergebnisse, wenn überhaupt gerade etwas in Deutsch angeboten wird.
Die Preise schwanken stark zwischen weit über 20,- Euro plus Versand und besagten 4.83 Euro inkl. Versand aus den USA. Der günstigste Anbieter ist bei der Suche mal wieder derselbe, bei dem ich zuletzt den Pad für eine 80 kaufte. 

Man bekommt nach 1 - 2 Wochen in einem dünnen Umschlag genau das geliefert (der Betrag ist in US Dollar ausgewiesen):



Die Kamera mit dem zugehörigen Deckel verschließen und mit dem Rücken nach oben ablegen. Zur Neubelederung braucht es ansonsten keinerlei Vorarbeiten. 
Einfach den Pad an der sowieso schon gelösten Stelle packen und langsam abziehen:


Bei den D80 und der D50 ist es nicht geschehen, aber bei der D90 löste sich dabei das kleine Plastikteil, welches das Licht der grünen LED bis zur Gummioberfläche leitet. Einfach wieder einstecken und gut ist, es paßt bloß auf eine Art in seine Passung hinein und das dünnere Ende wird später durch das Gummi lugen:



Verbliebene Kleberreste einfach mit den Fingernägeln abknibbeln und wer möchte kann dann noch vorsichtig mit einem ganz gering mit Benzin getränkten Lappen reinigen. Da Benzin nachfettet, muß dann aber noch mit Alkohol oder Aceton (Acetonhaltiger Nagellackentferner) nachgereinigt werden. Hier bitte immer sehr vorsichtig agieren, weil man nie weiß ob man die Kunststoffe anlösen kann. Ich selbst habe das daher nie gemacht und bisher immer bloß händisch die Klebereste entfernt:


Dann kommt der etwas schwierigere Teil. Das doppelseitige 3M  Klebeband ist wirklich sehr sehr dünn und daher flexibel.Schon bei den anderen Kameras fuhr ich am besten, wenn ich die Folie zuerst auf dem Gummi plaziert aufklebte. Dann das Trägerpapier abzulösen ist schwieriger als gedacht, denn allermeistens erwischt man hierbei die Klebefolie selbst, oder gar bloß die bedruckte Schicht des Trägerpapieres:


Am besten ging es bei mir, indem ich mit einem Skalpell das Trägerpapier vorsichtig einschnitt und dann am Schnitt das Papier zu fassen bekam und nicht an den Außenkanten des Papieres:


Das Aufkleben dann ist ein Kinderspiel, man kann auch mehrfach ablösen und wieder neu ausrichten. Dabei unbedingt darauf achten, daß die Klebefolie keine zusammenklebenden Falten wirft, die sich dann nämlich durchdrücken würden. Daran denken, das Gummi um besagte LED schön festzudrücken, damit das Plastikteil ganz durchkommt und sich der Gummi nicht darumwölbt.

Der Lohn des ganzen Prozedere ist eine wieder wunderschöne Kamera mit einem Daumenpad fast wie im Neuzustand:


Wie lange der "Nachbau" hält wird sich zeigen. Evtl. dehnt er sich schneller, oder man hat Glück und er hält sogar länger als das Original. Bei den wirklich sehr geringen Kosten jedenfalls kein Risiko, wie ich meine. 
Und vielleicht wird der eine oder andere jetzt ermutigt, sich das Geld zu sparen und an die Kamera selbst Hand anzulegen.

Ciao

Nachtrag vom 05.12.2014:

Shit happened. Das Gummi will seltsamerweise nicht auf dem Klebeband haften. Hatte ich mit den anderen Gummis für D50 und 80 nicht, obwohl vom gleichen Ebayhändler. Es liegt nicht an der Folie, die haftet fest an der Kamera. Sondern am Gummi selbst, welches irgenwie nicht auf der Klebefolie verbleiben will. Hab gestern mal dessen Rückseite mit Alkohol abgewischt, aber keine Besserung.
Ich habe ein anderes und mehr als doppelt so teures Pad aus England gekauft, dessen Oberfläche dem Original übrigens näher kommt. Ich berichte dann hier.

Ciao

Nachtrag vom 12.12.2014:

Langsam wird es teuer. Auch der andere Gummi haftet nicht richtig auf der Klebefolie. Reklamation.
Nachfrage zum Original bei Nikon - Düsseldorf (Zitat):

" ...vielen Dank für Ihre Anfrage.
Wir liefern Ihnen gerne den Daumengummi  zum Preis von

13,00 € +3,50 €Porto/Verpackung , zzgl.19%  MwSt.

Die Sendung erfolgt per NN, wobei NN-Gebühr übernehmen wir..."


Fast 20,- Euro Gesamtkosten für einen popeligen Gummi. Schon irgendwie lächerlich, aber immer noch günstiger als bei manch anderer Marke und weitere Billigversuche. Also doch das Original, ich berichte dann.

Ciao 

Nachtrag vom 31.12.2014:

Habe vergessen hier zu berichten, weil ich zwischenzeitlich verschiedene Objektive im Zulauf hatte, daher verspätet:
Nikon lieferte schnell, nach drei Tagen war der Ersatzgummi da. Und ja, wer billig kauft der kauft zweimal, der Satz stimmt manchmal tatsächlich. Die Klebefolie des billigen Satzes beließ ich der Einfachheit halber auf der Kamera und klebte bloß den originalen Gummi drauf. Paßt nochmals besser als die nachgefertigten Pads und klebt vor allem supergut. Wo ich die anderen Gummipads jedesmal leicht von der Klebefolie abheben konnte, gelingt dies mit dem Nikon Gummi nicht. Außerdem ist die Textur des Originals halt original und stimmiger als wie bei den beiden Nachbauten. Das Original fällt minimal dünner aus und paßt dadurch exakt und ohne minimalste Überstände. Das hat bei den anderen keineswegs gestört, fiel aber nun im Vergleich zum Original doch auf. 
Wenn man bedenkt wie oft man einen solchen Gummi kauft und dessen Kosten dann auf die Betriebsdauer umlegt, habe ich am falschen Ende gespart und hätte gleich zum Original greifen sollen. Versuch macht klug und man muß ja auch sehen, daß an der D80 und D50 die Nachbauten sehr wohl funktionierten. Jeder muß also abwägen was er in einem solchen Fall macht und vielleicht war mein Bericht ein Anstoß in die eine oder andere Richtung.

Ciao


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