Meine neue alte Nikon D90

Neulich noch schrieb ich bezüglich der D80, daß die D90 und sowieso die D300 zu teuer sind um als gute, aber nebengeordnete Kameras angeschafft zu werden. Nebengeordnet, weil sie als Notkamera im Auto verbleiben sollen.
Wochen später tat sich im DSLR Forum dann aber doch die Möglichkeit auf, wenigstens eine günstige D90 zu bekommen. Im Mitgliederhandel des Forums stand ein Exemplar mit zwar fast 29.000 Klicks auf der Uhr und ohne Originalverpackung, aber im sehr guten optischen und technischen Zustand. 170,- Euro inkl. Versand waren ein Wort, wo ja sogar für die deutlich ältere und unmodernere D80 noch um 150,- verlangt werden. 
Ich schlug also zu und bekam eine wirklich gut erhaltene Kamera zugesandt, bloß das Daumenpad beginnt sich bereits (wie leider üblich), abzulösen und Ersatz wurde sehr günstig in den USA bestellt. Das defekte Okulargummi hatte die Verkäuferin dankenswerterweise bereits vorher neu gekauft und mitgesandt.

Zunächst war ich verblüfft, wie sehr sie auch in der Realität der D80 ähnelt. Bis auf stilistisches und teils andere Bedienelemente (LiveView), sehen sich beide doch noch recht ähnlich. Vor allem von vorne. Leider kann ich mangels einer D80 nicht mehr direkt vergleichen.

Die 90 wirkt allerdings weniger knubbelig und moderner, weil das 3" große und hochaufgelöste Display die Kamerarückseite dominiert. Ein deutlicher Fortschritt zum trotzdem auch ausreichenden 2,5" Display der D80, welches so auch von der D200 und D40 bis zur D60 verwendet wurde. Mehr noch als die Größe aber, hilft vor allem die sehr hohe Auflösung des moderneren D90 Displays von rund 920.000 Pixeln, nun die Schärfe usw. doch deutlich besser beurteilen und kontrollieren zu können.
Die D90 war die erste DSLR mit Videofunktion. Zwar noch höchstens in "normalem" HD, aber immerhin. Permanenten LiveView hatte es zuerst bei Olympus und bei Nikon in der D300 gegeben. Hier aber ist er deutlich besser einzuschalten als bei dem umständlichen Prozedere der D300 über das Wahlrad auf der linken Schulter. Wie auch später bei der 300s genügte bei der D90 ein Knopfdruck und man war im LiveViewmodus oder wieder raus. Dieser ist ansich eher rudimentär, man sieht halt über das Display das was man sonst etwa auch im Sucher gesehen hätte. AF kann man getrost in den meisten Situationen mit bewegtem Motiv vergessen, einfach viel zu lahm. Blendeneffekte und dergleichen werden nicht angezeigt, sehr rudimentär wie erwähnt. Aber am Stativ und mit Handfokussierung ist er durchaus brauchbar und in etwa wie der Ersatz eines Lichtschachtsuchers/Mattscheibe (ohne Schärfentiefenkontrolle).
Der AF scheint gleich schnell zu sein wie noch an der 80? Oder ich täusche mich, kann ja leider nicht mehr vergleichen. D7000 oder 610 sind schneller, obwohl selber keine Geschwindigkeitswunder. Aber es reicht, auch bei weniger Licht. Die kurzen Tests bisher hat sie gut absolviert. Ich habe noch sehr günstig ein AF-S DX 35mm f/1,8 bekommen, auf das ich warte und bin gespannt wie sie sich damit bezüglich AF verhält. Manche Kamera schwächelt bei hochgeöffneten Objektiven mit dem AF, der einfach keinen Halt findet.
Zum guten alten EN-EL3e Akku habe ich gleich günstigen Ersatz chinesischer Fabrikation bestellt. Dazu eine MB-D80 Batteriegriff - Kopie, ebenfalls aus China. Funktioniert alles prima, auch im Zusammenspiel der Akkus. Sowohl die Kopie als auch der ältere Originalakku werden in Kamera oder Griff erkannt und mit 0 (neuwertig) angezeigt.

Die D90 wird evtl. ein Dasein als reine Ersatzkamera fristen, zusammen mit meinen unten abgebildeten AF-S 18-200mm VR und AF 50mm f/1,8n, sowie dem kleinen Nissin Di466 Blitzgerät. Alles eingepackt in eine Kameratasche und wohl geschützt im Kofferraum. Hauptsächlich als Notlösung, falls D610 oder 3300 vergessen wurden, oder bewußt nicht mitkamen und sich dann doch abbildungswürdiges auftut. Als Ersatz für eine D10 ok, aber für eine D3300? Ja sicher, die 3300 hat absolut phantastische Abbildungsqualität die sogar leicht an 24MP Vollformatsensoren herankommt, deutlich höhere Auflösung und auch deutlich bessere High ISO Qualitäten als der alte Sensor der D90. Die zweifellos vorhandenen, anderen Vorzüge der D90 fallen bei meiner Art der Fotografie leider nicht in's Gewicht, wo es mir ausschließlich auf Bildqualität in jeder Hinsicht ankommt. Selbst einer D300/s würde ich nicht mehr den Vorzug vor einer D3300/5300/5500 geben.

Hier die wirklich gut erhaltene Kamera, schon mit Schutzgläsern auf beiden gut erhaltenen Displays und noch mit dem demnächst zu ersetzenden Daumenpad. Diese lösen sich in aller Regel irgendwann von der obersten linken Spitze her durch Materialerweiterung:







Hier mit dem AF-S DX 18-200mm, welches wohl das Standardobjektiv sein wird:



Was mir auch schon an der F80 und D80 nicht gefiel, ist ein etwas zu billig wirkender Betriebsartenwahl-Drehknopf im Kronkorkendesign. Das wurde an späteren, auch kleineren Kameras, weit schöner und auch griffiger gelöst:



Die rechte Schulter dagegen wirkt immer noch modern und aktuell:


Im Vergleich mit der D610 sieht man weit weniger Größenunterschied als vermutet, aber der Gewichtsunterschied ist schon gefühlt beträchtlich und die 610 liegt weit besser in meiner Hand. Kein Wunder beim hohen Magnesiumanteil des 610 Gehäuses und dem augeprägteren Handgriff. 
Die Visualisierungen sind sich noch überraschend ähnlich, aber nicht nur dort ist die 610 weit besser konfigurierbar, auch am Body selbst gibt es mehr Zugriffsmöglichkeiten:





Die Unterschiede zu einem günstigen Modell wie der D3300 sind naturgemäß größer, aber man sieht so auch mal, daß die 3300 und ähnliche durchaus keine Minikameras, sondern spartanisch ausgestattete und leichte, aber gute Werkzeuge sind:




Insgesamt macht die D90 einen tollen Eindruck. Das Auslösegeräusch ist aber leider ähnlich laut wie bei der D80 und auch bei der 3300. Die 7000/7100/600/610 konnten und können das sehr viel angenehmer und dahingehend hätte ich wenigstens gegenüber der 80 Besserung erwartet. Die stilistischen Unterschiede zur D80 sind teils gering, teils größer, aber so, daß die D90 um Längen moderner wirkt. Vor allem durch das rundliche und verhältnismäßig kleine 2,5" Display und der andersfarbigen Plastikapplikation auf der rechten Schulter, wirkt die 80 nicht nur im direkten Vergleich doch altbackener. Die Form ansich ist gleich geblieben, die D90 verwendet ja sogar noch den Batteriegriff der D80. Das gab es so nochmal zwischen D300/300s und D700 und dann wohl nie wieder. Ob sie griffiger in der Hand liegt als die 80 kann ich mangels solcher nicht mehr genau beurteilen. 
Hier kann man beide von fast allen Seiten vergleichen:

 http://camerasize.com/compare/#216,179

Die Daten und technischen Unterschiede kann sich jeder im Netz ansehen, das will ich jetzt nicht aufdröseln. Evtl. zeige ich nochmal das Wechseln des Daumenpads.

Ciao



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