Einmal Nissin - immer Nissin??

Wohl kaum. Aber ich möchte verschiedene Geräte des Herstellers einmal etwas näher vorstellen. Nissin wird nämlich immer besser. Gab es z. B. am ersten Di866 Professional durchaus berechtigte Kritik wegen sehr laut knisterndem Blitzkondensator, lautem Zoom oder fehlendem Metallfuß, wurde das in zweiter Generation sofort abgestellt. Der Di866 Mark II ist sehr leise und hat einen nicht nur viel stabileren, sondern auch deutlich leichter aufschiebbaren Metallfuß. Knistern, fiepen und lautes zoomen ist Vergangenheit und deutet heutzutage dann eher auf einen Defekt hin.
Beim Di622 gab es allerlei Kritik wegen Inkompatibilitäten mit verschiedenen Kameramarken und Modellen. Das ist mit der Version Mark II weitestgehend abgestellt worden. 

Das Nissin Repertoire umfasst inzwischen recht viele Modelle und meine Familie und ich haben im Moment vier davon, weil ich heute den Di700 bekam, den ich gebraucht im DSLR Forum erwerben konnte. Ich hätte noch sehr gerne den kleinen, aber sehr feinen Nissin i40 für die kompakte D3200, aber das muß noch warten und dann muß eines meiner älteren Geräte gehen.




Heute kam wie erwähnt der Di700. Im typischen Karton und wie gewohnt mitsamt Standfuß und sehr guter, aber knapp bemessener  Stofftasche:


Der Di700 hat einen anderen und moderneren Look als die anderen Nissin. Metallfuß, Schnellarretierung, ausziehbare Reflektorkarte und Diffusor, sowie automatischer Motorzoom, sind nicht nur in dieser Preisklasse längst Standard. Der Blitzkopf läßt sich bis 90° nach hinten und um jeweils 180° nach rechts und links schwenken, damit aus fast allen Positionen indirektes Blitzen möglich ist.
Der Blitz ist sehr groß. Sogar größer als das besser ausgestattete und konfigurierbare Flaggschiff Di866 Mark II und ähnlich groß wie mein Nikon SB-900. Trotzdem soll er wohl eine andere Kundschaft bedienen. Vermutlich eher den schon fortgeschrittenen Amateur, der ein sehr leistungsstarkes Blitzgerät mit Leitzahl 54 möchte, welches aber doch einfach und schnell zu bedienen ist. Dem entsprechend bietet er eine aufgeräumte Oberfläche mit wenigen Bedienelementen. Seitlich hat er Klappen, hinter denen sich rechts ein typischer Syschronanschluß und ersatzweise ein Klinkenanschluß befinden, sowie links ein spezieller Anschluß für Powerpacks von Nissin oder auch Fremdherstellern. Mit denen läßt sich die Blitzfolgezeit sehr stark verkürzen und jede Menge Blitze mehr herausholen.
Hier die aufgeräumte Rückseite mit mattem Display und den wenigen Steuerelementen, über dem Display steht der Zoombereich, der mit dem Diffusor nochmal nach unten erweitert werden kann:


Das Display ist mattschwarz, während man es beim Di866 mit einem helleren Display zu tun hat.Nach dem Einschalten befindet man sich im zuletzt verwendeten Modus. Drückt man auf Set erscheint eine Übersicht der Modi, zwischen denen man mit dem Steuerrad wählen und per erneutem Druck auf die Set Taste einschalten kann:



Im TTL - Modus kann man zusätzlich die Blitzbelichtungszeiten beeinflüßen:


Im manuellen Modus kann man die Blitzstärke steuern:


Ich denke das ist keine Mastersteuerung mit Blitzgruppen? Wohl eher Servosteuerung, mit mehreren Di700. Das Gerät kam ja gerade erst und ich habe mich noch nicht so sehr mit ihm befassen können. Generell ist die Mastersteuerung aber für mich auch nicht so wichtig, da es mir meist um profanes Aufhellblitzen direkt und vor allem indirekt geht. 
Wer es nicht weiß: Ein Master ist ein Hauptblitz, von dem aus ein oder mehrere andere Blitze aus gesteuert werden, so daß man optimale Beleuchtung oder gewisse Effekte erzielt. Demenstprechend werden die zugeschalteten Blitze Slave (Sklave) genannt, wobei es verschiedene Slave - Modi gibt. Master kann nicht jeder externe Blitz, wohl aber die eingebauten Miniblitze der teureren Nikons:


Um ein versehentliches Verstellen der Einstellungen / Modi über das  Wahlrad zu verhindern, kann man die Bedienelemente über einen kurzen druck auf den On - Taster sperren. Im Display sieht man dann unten rechts als Sperrsymbol ein stilisiertes Vorhängeschloß:


Auf den ersten Blick meint man wegen der ähnlichen Symbole, die Modelle Di700 und Di866 hätten ähnliche Steuerung, aber weit gefehlt. Der Di866 wird anders bedient, auch weil er sehr weitreichender konfigurierbar ist. Schon von daher sieht man den professionelleren Anspruch dieses Modelles, von der mit Leitzahl 60 nochmals höheren Leistung einmal abgesehen. Im Übersichtsbild ganz oben sieht man übrigens, daß der Di866 einen zuschaltbaren winzigen aber hilfreichen Zweitreflektor hat. Damit kann man zusätzlich zur ausziehbaren Reflektorkarte Spitzlichter beim indirekten Blitzen generieren, oder z. B. Gesichter gezielt aufhellen. Dieser Minireflektor muß allerdings in seiner Intensität über das Menue gesteuert werden. Es ist also eher ein "dummer", aber doch hilfreicher, Zusatzblitz. 
Hier aber die Rückseiten mit den Übersichten:


Unten wenige Beispiele für die wirklich sehr viel höhere Konfigurierbarkeit. Praktisch jeder Modus bietet Untermenues und es gibt ein (hier nicht abgebildetes) Haupt - Einstellungsmenue, welches der Di700 schon mal gar nicht hat:



Alleinstellungsmerkmal des Di866, ist die sich drehende Darstellung bei Hochformataufnahmen:


Hier noch ein Vorstellungs - Video zum Di700, vom Importeur selbst:

Hapa Team - Nissin Di700

Ausnahmslos alle aktuellen Nissin Geräte sind übrigens sehr gut verarbeitet und wirken wirklich stabil. Das habe ich bei Sunpak z. B. auch anders erlebt und auch ein Metz 52 AF-1 wirkte nicht mehr so gut verarbeitet wie noch die Vorgänger 48 oder 50.

Auch die älteren und kleineren Modelle sind daher empfehlenswert. Die etwas rückständig wirkende Bedienung ohne Display, mit Tastern und LED, ist sehr einfach erlernbar und narrensicher. Hier mal der sehr kleine Di466 und der normal große Di622 im optischen Vergleich.
Auf der Rückseite geht es sehr ähnlich zu, der 622 kann aber einen zusätzlichen Modus. Der Reflektor des 466 ist nur neigbar, nicht schwenkbar. Dafür hat der 466 ein Batteriemagazin, der 622 nicht. Beide haben Diffusor und Reflektorkarte, sowie Motorzoom. Beide haben leider nur einen Plastikfuß:


Hier der flexiblere Di622 - Reflektor. Und man erkennt, daß der kleine Di466 kein AF - Hilfslicht besitzt, welches aber natürlich jede Nikon DSLR sowieso hat:


Der kleine Di466 passt in jede Jackentasche oder weitere Hosentasche. Er ist leistungsstark, hält mit vier AA - Batterien sehr sehr lange durch und bietet wirklich sehr viel mehr als die dagegen ärmlichen Metz 24 und 36, oder ein sehr einfacher Sunpak PF30x. Diese haben allesamt nicht einmal Motorzoom. 
Der 622 ist größer, stärker und kann noch etwas mehr, er ist aber auch schwerer.
Vor dem Kauf sollte man sich über die Kompatibilität zur jeweiligen Kamera kundig machen. Leider können die meisten Nissin (außer etwa dem Di866) nur beim deutschen Importeur "Hapa - Team" mit Firmware Updates versorgt werden und neuere Nikons funktionieren also nicht unbedingt umfassend. Da hat man dann mit Metz oder Nikon Blitzgeräten dank einfach möglicher Updates bessere Karten.
Hier noch ein Blick auf die angesprochenen Batteriemagazine. Drei unserer Nissins haben solche, bloß der Di622 nicht. Man kann sie einzeln nachkaufen und dann mit Batterien oder Akkus bestückt mitführen, wobei die Magazine des großen 866 und kleinen 466 kompatibel sind. Evtl. lohnt sich also der Kauf eines winzigen defekten Di466 um an ein Ersatzmagazin für den großen Di866 zu kommen
Die Batterien kommen übrigens lobenswerterweise alle gleich herum in das jeweilige Magazin, wo man beim Beladen eines Blitzgerätes selbst meist abwechselnd drehen muß:


Hier sieht man, daß der Di700 (links) wirklich etwa so groß wie mein hoch professioneller Nikon SB-900 ist (rechts). Der Di866 wirkt dazwischen etwas zierlicher, ist aber auch schon ein schönes Teil:


Die drei Blitzgeräte tun sich in der reinen Blitzleistung kaum etwas nehmen. Von Nissin gibt es ja auch noch den teuren Superblitz MG8000 Extreme. Der basiert bis auf den Reflektor auf dem Di866, ist aber eine Lichtkanone mit Lüftungsöffnungen, prädestiniert für Dauerfeuer.

Ciao

Nachtrag vom 07.10.2014:

Der Di700 ist ansich gut, hat aber eine lange erste Ladezeit nach längerem Nichtgebrauch. Und er fiept dabei hörbar. Ersteres und, daß er keinen Masterbetrieb bietet, haben mich zum neuerlichen Kauf eines Di866 MarkII bewegt. Der große 866 ist letztlich doch das bessere Nissin Modell.

Kommentare