Nikon AF Zoom Nikkor 28-200mm f/3,5-5,6 G IF ED

Das genannte Objektiv hatte ich schon mal zur D700, aber wegen eines Mangels wieder zurückgeschickt. Sehr negativ aufgefallen war mir davor aber noch der elendig langsame AF. Nicht mehr erinnern konnte ich mich jetzt an die unglaublich kompakten Abmessungen dieses Objektives, in Relation zum Brennweitenbereich.
Das AF 28-200mm G ist eigentlich ein analoges Objektiv, also für die letzten analogen Einsteigerkameras gedacht. Genau deswegen kommt es leider leider auch mit Plastikbajonett daher. Mit dem Aufkommen der DSLR und vor allem mit Einführung der dann folgenden DX-Objektive, wurde es aber kaum noch beachtet und in 2006 von Nikon eingestellt. Ein ähnliches Schicksal teilt das sehr billig verarbeitete aber äußerst brillante Nikon AF Zoom Nikkor 28-80mm 3,3-5,6 G. Unerkannt gute Gläser in schaurigem Plastik haben damals wohl eher abgeschreckt. Und was an einer F55 bis F80 noch sehr gut abildete, wurde beim Erwerb einer D70 oder D50 dann schnell gegen supermoderne AF-S DX Gläser wie das 18-70mm ersetzt. Obwohl die ersten Consumer DSLR ja noch mit genau diesen analogen Objektiven ausgeliefert wurden. Aber laut Nikon waren die DX Gläser ja auch so super geeignet für die digitalen Spiegelreflexkameras. Aber dies ganze Drumherum ist Geschichte.

Obwohl er nach meinen eigenen und teils gegenteiligen Erfahrungen auch oft genug Unsinn schreibt, hat er hier wirklich mal Recht, der gute Ken Rockwell:

http://www.kenrockwell.com/nikon/28200g.htm 

Bei Nikon ist auch noch etwas darüber zu finden:

www.nikon.de 

Das 28-200mm bietet sehr sehr kompakte Abmessungen, die sich im Bereich eines ja eher zierlichen Nikon 18-55mm G ED bewegen. Und das dürfte in diesem Brennweitenbereich ungeschlagen klein sein:


Trotzdem wirkt es an der nicht gerade kleinen D610 nicht etwa mickrig und ist auch sehr solide verarbeitet. Allerdings wackelt der recht schmale Tubus etwas. Leider habe ich noch nicht die separat und teuer in England erworbene Gegenlichtblende bekommen, aber damit sollte es dann erst recht erwachsen aussehen:


Neben genannter sehr geringer AF - Geschwindigkeit, halte ich das Plastikbajonett für einen vermeidbaren Makel, wenn nicht gar Fehler. Es gibt genug Beispiele gebrochener oder ausgerissener Plastikbajonette. Auf Ebay sah ich solche Objektive von Nikon oder auch Olympus. Sicherlich lagen da in der Regel Anwenderfehler zugrunde, aber ich weiß ja nicht ob Metall am Bajonett dann so sehr viel teurer wäre. Mal ganz davon ab, wirkt ein Metallbajonett auf mich doch immer kompetenter und vertrauenerweckender und ich weiß nicht warum man so offensichtlich herzeigen muß, daß man bei der Produktion sparen wollte:

Trotz alledem soll das 28-200mm G ED ein über den ganzen Brennweitenbereich sehr scharfes Objektiv mit geringer Naheinstellgrenze von 44cm bei Brennweite 200mm sein. Ob das so ist, werde ich ja feststellen. Die Nikon Alternative 28-200mm D ist optisch ein wenig schlechter und genau wie das auch nicht so schlechte Tokina AT-X 24-200mm deutlich schwerer und größer, wobei das Tokina sogar ausdrücklich digital geeignet ist und das erste Superzoom mit Anfangsbrennweite 24mm war. Von Sigma und Tamron gibt es ebenfalls verschiedene analoge AF 28-200mm, die aber optisch vor allem am langen Ende bei 200mm nicht mithalten können und schon ab 150mm deutlich schwächeln. 
Hauptgrund für das sehr gute optische Verhalten des 28-200mm G ED sind gleich drei ED - Glaselemente, während andere ED Objektive meistens bloß eins und manchmal zwei Elemente enthalten. 
ED heißt "Extra low Dispertion" und bedeutet höchstmögliche Vermeidung von Chromatischer Aberration (Farbsaumfehler) und anderer optischer Fehler. Bei anderen Herstellern gibt es ähnliche Bezeichnungen, die aber das gleiche bedeuten (LD, SD, etc.).
Dazu hat es außerdem noch drei asphärische Elemente, die u. a. Randunschärfen sowie Verzeichnungen korrigieren und vermeiden. Nikon hat sich also trotz des eher geringeren Preises wohl alle Mühe gegeben, ein sehr gutes Superzoom hinzustellen. Vielleicht auch gerade wegen den eher schlechten Ergebnissen der Fremdhersteller, die den Ruf von Superzooms bis heute nachhaltig negativ prägten (Stichwort - Suppenzoom).

So, ich habe gerade mal schnell zwei Testaufnahmen gemacht. Beide bei 200mm und im Nahbereich um 44cm. Einmal Offenblende 5,6 und einmal abgeblendet auf 7,1. Offenblendig ist es minimal weicher und neigt in Ansätzen zu wirklich minimalen Farbsäumen, ist dabei aber immer noch brillanter und unauffälliger als alle anderen Superzooms die ich bisher hatte. Das Teil ist zudem wirklich superscharf und damit ein absolutes Immerdrauf für Vollformat, mit sehr gutem Brennweitenbereich. Was fehlt, wenn man ein 24-85mm VR gewohnt ist, ist alleine der Stabilisator. 
Die Beispielbilder sind in keinster Weise irgendwie bearbeitet, lediglich ausgeschnitten. Man sieht also, daß auch Farben und Kontraste absolut stimmen und es sich um ein optisch sehr hochwertiges Objektiv handelt. 
Man bedenke unten bitte, daß es sich hier um eine von mir gepflanzte Walderdbeere im Balkonkasten handelt, deren ausgewachsene Früchte bloß etwa 1cm klein sind. Trotzdem schaffen das Objektiv und ja auch die Kamera alle Details.
Ein Ausschnitt. Offenblendig bei f/5,6:

Hier das Original:

Und hier abgeblendet auf moderate f/7,1 (Ausschnitt), darunter ebenfalls das komplett unbearbeitete Originalfoto (JPEG):


Und auch bei 28mm macht es eine sehr gute Figur, ist scharf, brillant, farbenfroh und keineswegs kontrastarm:



Heute Nachmittag hat es mich an der D610 auf den Friedhof begleitet und wo Licht ist, ist auch Schatten. Nichts großartiges, aber es gibt halt auch etwas zu bemängeln. 
Der AF ist teils nervös und liegt manchmal daneben, findet keinen richtigen Halt. Ich muß mal sehen wie man das anders machen kann, oder was die Ursache seiner Irritationen ist. Es kommt nicht oft vor, aber bei dem Kreuz unten hat er doch etwas gebraucht um dann allerdings exakt scharfzustellen. Und bei unruhigem Hintergrund ist das Bokeh leider auch entsprechend unruhig:



Das ist bei ruhigerem Hintergrund natürlich besser und so muß man sich halt darauf einstellen. Wieder auftrumpfen tut es dann bei 28mm, denn auch da bietet es Details, Kontraste, hohe Dynamik und sehr schöne Farben:

 Ciao

Nachtrag, 07.06.2014:

Die originale Gegenlichtblende ist jetzt auch da:

Und die zwei Schalter habe ich noch nicht erwähnt. Der linke verriegelt den Zoom bei 28mm und verhindert das eigenmächtige Ausfahren des Zooms (was es auch tut). Und der rechte Schalter limitiert den Entfernungsbereich auf Wunsch auf 60cm bis Unendlich. Der Weg von 60cm zum Anfang bei 44cm ist nämlich sehr lang und mit ein Grund für den langsamen AF:




Nachtrag vom 29.11.2014:

Hier noch Fotos von der Kasseler Wilhelmshöhe. Es war brütend heiß und daher nahm ich die 610 ohne BG und auschließlich mit dem sehr leichten 28-200mm G mit:

Kasseler Wilhelmshöhe

Und nochmal Beispielbilder, von einem Rundgang um eine hiesige kleine Talsperre. Das Glas kann durchaus etwas wie Makro:

Breitenbach Talsperre


Ciao

Kommentare

  1. Vielen Dank für den schönen Bericht zu dem kleinen Schatz. In 3 Wochen geht's zum Wandern in die Berge und da werde ich es mitnehmen. Abmessungen und Gewicht sind ideal dafür. ich hoffe bloß, daß ich mein heiß geliebtes, gefühlt doppelt so schweres und 3x so großes 24-120 f4 nicht vermissen werde. Danke nochmal für die schöne & neutrale Beschreibung und die Beispielfotos.
    Viele Grüße
    Klaus

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  2. Hallo

    Bitte, gerne. Habe noch einen Link zu einem Flickr Album eingefügt, wo ich in 2014 mit dem Glas an einer hiesigen Talsperre war.

    Passen Sie im Urlaub beim Wandern bitte auf das Plastikbajonett auf, die einzig wirkliche Schwachstelle.

    Mit dem 24-120mm f/4 bin ich nicht ganz bei Ihnen. Zwar ein sehr gutes Glas, aber war mir nicht wirklich beser als meine 24-85mm VR. Hatte insgesamt etwa dreimal ein 24-85mm und zwei 24-120mm f/4, aber für die Leistung die eben nicht besser ist, fand ich es immer relativ teuer. In diversen Urlauben nahm ich es zusammen mit dem 28-300mm VR und dem alten Tamron 24-70mm f/2,8 VC mit und was soll ich sagen, ich hatte fast nur das 28-300mm an der D610 oder 750 und bekam fantastische Fotos. Beide, das 24-120 und das 28-300 sind aber sehr schwer und recht groß und das alte 28-200mm G die bessere Wahl für einen Wanderurlaub. Ich wünsche viel Erfolg.

    Grüße, Henning Becker.

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  3. Sehr schöner Bericht über das schöne und wie von ihnen erwähnt, unterschätztem Objektiv.
    Ich habe noch eine Nikon F75 und möchte es gerne an ihr einsetzen,da ich gelegentlich
    auch die analoge Fotografie genießen möchte. Nach meinen Recherchen sollte es mit
    der Kamera kompatibel sein. Meine Überlegung mir das 28-80g sowie das 70-300g
    zuzulegen,habe ich verworfen und hoffe das ich mit dem 28-200g als Reisezoom
    glücklich werden kann.

    Gruß aus dem Ruhrpott, Wilhelm Hannweg

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  4. Hallo

    Danke sehr. Die F75 sollte als letzte analoge Consumer SLR in der Tat passen. Wenn sie die Kamera gerne verwenden, sollten Sie aber vielleicht einmal versuchen günstig an eine F100 zu kommen. Alleine das Anfassgefühl ist so viel anders und besser als bei einer F75/F80 und der AF rasend schnellund auf den Punkt genau. Der Sucher ist eine Offenbarung. Meiner Meinung nach ist die F100 eine der besten analogen Nikon. Da die F6 so viel teurer und die F5 groß und schwer ist, steht die F100 mit all ihren Vorzügen quasi alleine da und ist auch heute noch eine Option. Natürlich können die F75/80 auch vieles was eine F100 kann und sind deutlich leichter und auch etwas kompakter als diese.
    Das 28-200mm wird Ihnen gewiß viel Freude an der schönen F75 bereiten, denken Sie allerdings an 400'er Film, denn lichtstark ist es nicht. Im guten Licht, also bei Sonnenschein, sollten 200'er aber allemal ausreichen.
    Wünsche viel Freude und Erfolg.

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