Eine alte Nikon D80

Gerade neulich, als ich die D610 samt Objektiven für diesen Blog hier abbilden wollte, wurde mir bewußt, daß eine einfache Zweitkamera fehlt (Tja, D300 vorschnell verkauft). Die P7700 bemühte sich redlich, vor allem mit aufgestecktem Blitzgerät. Sie ist letztlich aber doch weniger dafür geeignet als gedacht. Also muß nun doch wieder eine Zweitkamera her. Geldbeutel ist fast leer, also billig. Bei billig fallen einem die D40 - 3100 ein, aber die haben alle keinen AF Motor und ich drei Festbrennweiten ohne eingebauten Motor. Die D90 ist dafür zu teuer, D200 ebenfalls und D300/s erst recht. Die letzten beiden sind für die gedachte Aufgabe der Produktfotografie für Blog und Ebay auch irgendwie überkandidelt, oder? D50, 70 und 100 sind motorisiert, aber mit winzigen Displays versehen und ihre jeweils 6MP auch eher wenig prickelnd wenn man mal ausschneiden möchte. Blieb also nur die alte Dame Nikon D80. Schon wieder mal, es dürfte die bisher vierte sein die ich in der Hand hielt. 

Mit der 80 fing ich digital bei Nikon an, nach der Sony a700 und vor der damals schon bestellten D300s. Mit ihr lernte ich das System Nikon kennen, vor allem die Menuestruktur und die anderen Dinge die anders als damals bei Sony waren. Nikon Objektive dreht man z. B. andersrum in's Bajonett und Nikons haben keinen Stabi in der Kamera. Das und anderes war erstmal sehr verschieden. Später hatte ich nochmal kurz eine 80 als Zweitkamera zur D700. Dann nochmal eine weil sie billig inseriert wurde und dadurch bei der Stieftochter landete. Nun also wieder eine und wieder aus einem Inserat im DSLR Forum. Der Verkäufer hatte sie samt 18-55 VR Kitglas zu 175,- angeboten. Dafür bekommt man aber schon eine einfachere aber deutlich besser abbildende und auflösende D3100 mit LiveView und Video und deswegen bot ich 150,- Euro inkl. Versand, worauf der Verkäufer auch einging.

Die Kamera ist in soweit gutem Zustand. Es gibt aber zwei Kritikpunkte. Das mitgelieferte Objektiv ist nicht das gezeigte VR, sondern das allererste einfache 18-55mm G ED. Da besteht jetzt leider Klärungsbedarf. 
Die Belederung ist nicht ganz so fest wie versprochen (Daumenauflage sieht aus wie passend geschnitten und neu aufgeklebt), aber die Kamera war ja günstig. Also habe ich, statt mich darüber zu ärgern, eine neue Auflage sehr günstig in China bestellt. Bei Nikon kostet sie fast 10,- Euro, was ich weiß, weil ich die schon mal an einer wechselte und noch die Rechnung zuhause habe.
Außerdem besorgte ich mir über Ebay einen Noname - Batteriegriff, sowie einen Fremdakku dazu. Noname trotz schlechter Erfahrungen bei der D7100 und D610? Ja genau. Der Grund ist schnell erklärt. 

Der originale MB-D80 ist keineswegs ein so hochwertiges Teil wie z. B. der MB-D15, denn wie die Kameras D80/90 besteht der MB-D80 ebenfalls aus dem bei Nikon üblichen Kunststoff. Für die erste D80 hatte ich damals einen MeiKe Griff bestellt, da der mitgelieferte Noname defekt war. Von der Sony a700 davor war ich aber eine bessere Qualität gewohnt und der MeiKe gefiel mir deswegen nicht. So ersteigerte ich mir daher dann doch den originalen MB-D80. Als der kam, mußte ich allerdings feststellen, daß er keineswegs irgendwie merklich besser verarbeitet war als der MeiKe, sondern aus ganz ähnlichem Kunststoff und daher gleichfalls ein Leichtgewicht. Der heutige Noname nun ist all diesen MeiKe, Aputure, Ansmann oder Phottix absolut ebenbürtig, weil wahrscheinlich viele aus dem selben Werk kommen. Er hat aber gerade einmal 24,18 Euro gekostet, sogar inkl. DHL Paket. Er paßt wackelfrei und wie die Faust auf's Auge auf die D80, funktioniert tadellos und sieht dem Original wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich.

Der Fremdakku ist ein anderes Thema. Zwar funktioniert er derart, daß er Strom liefert und von der Kamera auch korrekt in Menue und Displays angezeigt wird, aber da muß man abwarten. Ich hatte an der zweiten D80 einmal einen Akku, der den Kondensator der D80 nicht lud, welcher für den Betrieb der Uhr und des Datums nötig ist wenn die Kamera mal keinen Akku innert hat. Hatte man diesen Akku einzig und länger drin, mußte man irgendwann Datum und Uhrzeit neu stellen, aber es gingen nicht die ansonsten gemachten Einstellungen verloren. Es war trotzdem jeweils sehr lästig und ich stellte deswegen eine Anfrage im DSLR Forum:

 http://www.dslr-forum.de/showthread.php?t=1245352

Letztlich merkte ich dann irgendwann, daß es doch bloß am Fremdakku lag. Ich muß also erstmal sehen wie sich das mit dem neuen Fremdakku jetzt verhält. Ist es das Gleiche, muß man halt aufpassen, daß immer beide Akkus im Betrieb sind, oder der Fremde dann nicht zu lange alleine in Kamera oder Griff verbleibt.

Die D80 ist samt Griff doch kleiner als die D610, aber gefühlt nicht mal halb so schwer. Das ist im ersten Moment ungewohnt und fühlt sich nicht so gut an, aber man gewöhnt sich schnell. Das Menue ist altbacken was die Farben und grobe Beschriftung angeht, aber es ist bekannt. Es ist dem Menue der 610 von der Struktur her halt ähnlich, aber deutlich einfacher umgesetzt. Manches wird in der 610 mittlerweile anders benannt oder eingestellt. Die Bedienung außen an der Kamera wirkt ebenfalls bekannt, ist aber teils doch anders als bei der 610. Für den genannten Einsatz kein Problem, aber ich würde wirklich nicht gerne sehr oft zwischen den Kameras wechseln wollen, weil man doch immer kurz überlegen muß wie es nun ging oder wo man es macht. Z. B. ist die Vergrößerungstaste der 80 ganz unten, während die der 610 genau eine Taste höher liegt. Klingt unspektakulär, aber im ersten Moment drückt man halt doch immer wieder die Taste der zuletzt bedienten oder einfach gewohnten Kamera.
Die Räder der 610 sind viel exakter und wirken wertiger, vor allem das vordere. Die Tasten sind an der 80 aber kaum schlechter. Das mag am Magnesiumbody und den abgedichteten Rädern und Tasten der 610 liegen. 
Das Auslösegeräusch der 80 gefällt mir garnicht, was aber am wunderbaren Sound der 610 liegt, den sie nicht erreichen kann. Der AF der 80 ist ausreichend schnell, man bedenke dabei auch den hauptsächlich angedachten Einsatzzweck der Kamera. Das Display ist größer als in der Erinnerung, aber die grob verpixelten 2,5" sind heutzutage eigentlich wirklich zu klein, aber....

Hier die Kamera mit dem falsch gelieferten Objektiv samt extra dazugekaufter Gegenlichtblende und angesetztem Noname Batteriegriff:


Unter dem originalen Schutzplastik ist das Display erfreulicherweise super erhalten. Rechts sieht man aber am oberen Rand der Daumenauflage, daß diese neu verklebt und wohl vorher beschnitten wurde. Man sieht hier nicht, daß diese Auflage auch etwas wellig ist:
Hier die Bedienelemente der Oberseite und das Headdisplay. Das Design wirkt etwas altbacken, aber doch viel moderner als noch an der Vorgängerin D70/s. Die sehr ähnliche D90 wirkt ungleich moderner, trotz sehr sehr ähnlichem Body, was anderem Design der Ober und Rückseite und dem vergleichsweise riesigen 3" Display geschuldet ist. 
Kann man hier schön sehen wenn man auf der Seite dann linkerhand die Ansichten wechselt:
 http://camerasize.com/compare/#179,216
Typisch für Nikon Consumerkameras war damals übrigens immer der verchromte Auslöser, der bei den Profimodellen schwarz war, also ab D200/300/700 bis zu den einstelligen. Danach kann man heute nicht mehr gehen, denn obwohl von Nikon klar im Consumerbereich angegeben, hat die 610 einen schwarzen Auslöser.
Der Batteriegriff bietet wie das Original einen Hochformatauslöser, vorderes und hinteres Drehrad, einen Verriegelungshebel der alle Bedienelemente des Griffes abschaltet und hinten eine AE-L/AF-L Taste. Die Akkus werden auf die ältere Art gleichzeitig hinten eingeschoben, das Akkufach der Kamera ist mit dem Kontaktblock des Griffes belegt. Ein Batteriekorb für AA Batterien oder Akkus liegt bei. Seit der D300 ist es ansonsten eher so, daß ein Akku in der Kamera verbleibt, während der andere im Griff sitzt und es auch hier zusätzlich einen Batteriekorb für AA Akkus gibt. Bei der D300/700 zumindest gab es zusätzlich die Möglichkeit einen Akku der D3 einzuschieben, der die Kapazität erhöhte und teils eine höhere Bildrate bei Serienaufnahmen ermöglichte. Je nach Vorliebe stehen die einen auf den gleichzeitigen hinteren Einschub, die anderen auf den geteilten seitlichen Einschub der Akkus. Beides hat Vor und Nachteile und letztlich muß man sich sowieso mit den Gegebenheiten des jeweiligen Griffes abfinden.


Insgesamt wirkt die D80 optisch schon überholt und etwas unmodern, kann technisch aber teils durchaus noch mithalten. 
Die Bildqualität ist eine andere Sache. Sie hat den wohl letzten Sony CCD Sensor mit 10 Megapixeln. Zwar ist er fast doppelt so hoch aufgelöst wie der alte 6MP Sensor, rauscht aber doch sichtbar früh und hat vor allem so etwas wie ein Grundrauschen schon ab ISO 100, das man vor allem in hellen Partien wahrnimmt und das ein Croppen teils verhindert. Trotzdem wurde gerade dieser Sensor bis zur D3000 verwendet, obwohl es da schon länger den ersten Sony CMOS Sensor in Nikons gab, mit deutlich besserem Rauschverhalten. Insgesamt wurde der 10MP CCD in fünf mir bekannten Nikons verwendet, der D80, D200, D40x, D60 und der genannten D3000. Zusätzlich dann mindestens noch in diversen Sony und Pentax. Er war daher wohl so etwas wie der Höhepunkt der CCD Sensortechnologie im DSLR APS-C Bereich. Verglichen mit der D3000 mit gleichem Sensor kann die D80 technisch eigentlich alles besser und schneller und ist bis auf das kleine Display sicherlich auch heute noch die bessere Wahl, zumal die D3000 eine wirklich sehr langsame Kamera ist. 
Wegen der sehr guten Bildqualität ihres 14MP CMOS Sensors wäre eine D3100 für mich und den gedachten Zweck eigentlich erste Wahl gewesen, aber dort schreckt immer etwas der fehlende AF Motor. Aber wer weiß, wenn ich eine supergünstig vor die Flinte bekomme? Zunächst reicht die 80 aber doch komplett aus.

Ciao

Nachtrag vom 07.06.2014:

Die D80 habe ich gestern an meine Frau weggeben, im Tausch gegen ihre D3000. Mit neuem Daumengummi und Display-Schutzglas. Samt 18-55mm VR reicht mir die Leistung der 3000 für genannte Aufgaben aus und meine Frau freut sich über besseren AF, weit größeren und helleren Glasprisma-Sucher und vor allem schnelleren Prozessor, der die Fotos deutlich schneller im Display zeigt. Daß selbiges mit 2,5" kleiner ist, stört sie dabei nicht. Und sie mag jetzt schon den Hochformatauslöser am Batteriegriff. Und ich leiste mir vielleicht mal ein besseres Sigma AF 18-50mm f/2,8-4,5 DC OS HSM für die Kleine.

Ciao

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